Familie Brandt und die Kruggerechtigkeit auf der Bauernvogtstelle in Anker

Postkarte AnkerSeit 500 Jahren leben und wirtschaften unsere Vorfahren auf unserer wunderschön gelegenen Hofstelle, direkt am Ankerschen See. Unsere Hof- und Familiengeschichte beginnt mit Gerde Kipp 1513. Auch wenn der Familienname über die Jahrhunderte immer mal wieder wechselte, ist die Hofstelle dennoch immer im Familienbesitz geblieben, da der Hof, wenn keine männlichen Erben vorhanden waren, immer an die älteste Tochter weitergegeben wurde.

Die Kruggerechtigkeit ist auf dieser Hofstelle seit ca. 1600 nachzuweisen bestand aber vermutlich schon viel länger, da dies die Ankersche Bauernvogtstelle war und es im Lauenburgischen ein Privileg des Bauernvogten war, auch den Dorfkrug zu führen. Um 1600 gab es zwei Krüge in Anker, zur Zeit des 30- jährigen Krieges sogar drei, da hatten wir hier in Anker aber auch noch ein herzogliches Schloss mit einem bedeutenden Vorwerk und zwei Mühlen.

Nach dem zweiten Weltkrieg war die Hofstelle über 50 Jahre verpachtet, da die Hofinhaberin, Magda (Mädchenname Hardkop), auf den Nachbarhof zog. Sie hatte ihren Nachbarn Hans Brandt, den Eigentümer des Vorwerkes geheiratet, womit unsere Hofstelle erneut einen Namenswechsel bekam.

Magdas Tochter Edith Brandt teilte Ihr Erbe auf Ihre beiden Söhne auf und so kümmern sich mein Mann Christoph und ich uns seit zwanzig Jahren um die Hofstelle und ihre Gebäude. Schon seit 1998 investieren wir alles, was wir erwirtschaften, um die maroden Gebäude wieder denkmalgerecht zu sanieren und natürlich spielen dabei Eigenleistungen der ganzen Familie eine große Rolle.

Im November 2011 gab die letzte Pächterin dann die Schlüssel des Kruges an unsere Familie zurück. Seit Pfingsten 2012 betreibt unsere Familie jetzt auf dem Hof das Café Brandtschatz. Kopf und Herz des Cafés bin seitdem ich, Anja Brandt. Ich selbst entstamme einer landwirtschaftlichen Großfamilie aus Niedersachsen. Seit 2017 ist unser kleiner landwirtschaftlicher Betrieb Bio-zertifiziert. Wir halten Skudden (Schafe), Hühner, Enten, Gänse und Wasserbüffel.

Geöffnet hat unser Café an Wochenenden und Feiertagen. Das, was alle landwirtschaftlichen Betriebe schon seit Ewigkeiten achten und pflegen, liegt auch uns am Herzen. Auch wenn wir etliche Zitronen in der Woche auspressen und es auch eine Torfmoor- Torte mit Banane gibt, ist bei uns Frische, Nachhaltigkeit und Regionalität oberstes Gebot. Wir verwenden Obst von unseren Bäumen und Beeren von unseren Sträuchern, d.h. pflücken, sammeln, lesen, entkernen, entsteinen, streifen ab, u.v.m. Gehen uns die Früchte aus, wir haben z.B. frühe Pflaumenbäume, bekommen wir diese Früchte von unseren Freunden und Gästen aus der Umgebung, damit "der Welt beste Pflaumenkuchen" (der bei uns nur mit frischen Früchten gebacken wird) bis zum Ende der regionalen Saison gebacken werden kann. In unseren hausgemachten Produkten stecken zum Teil die Rezepte unserer Familien, oft aber auch mit Liebe und Spaß Neuentwicklungen, die längere Versuchsreihen beinhalten, neue Torten- und Kuchenwege zu beschreiten.

Mittwochs ist bei uns der Tag der Vereine: der Nachmittag für Klönstuv und Vorträge, der Abend für Klönschnack, Sitzungen und Dämmerschoppen. Auf unserer Diele richten wir Trauerkaffees bis 60 Personen aus. Sie ist mit allem voll ausgestattet und kann für Feiern in Eigenregie gemietet werden. Auf unserem Hof atmen die Wände Geschichte und wir versuchen ohne Tand und Kitsch "das gute Alte zu bewahren und mit dem klugen Neuen zu verbinden". Herzlich laden wir Sie ein, dabei unser Gast zu sein.

Anja und Christoph Brandt

Quellenangaben:
1 s. Landesarchiv Schleswig Bederegister: Landtbede Hartich Perkentyn: Tom Anker
2 s. LASH Abt.210 Nr. 2268 Krugwirte im Hzgt.Lbg.